Mein Behandlungsansatz

In den letzten Jahrzehnten ist der Zusammenhang zwischen chirurgischer Behandlung (Konisation, LLETZ) von Vorkrebserkrankungen des Gebärmutterhalses (CIN 1 bis 3) und der Erhöhung des Risikos für eine Frühgeburt gut erforscht worden. Dabei konnte gezeigt werden, dass das Risiko mit der Anzahl an Konisationen oder LLETZ Eingriffen ansteigt. Gleichzeitig zeigten immer mehr Studien, dass Vorkrebserkrankungen des Gebärmutterhalses auch sehr gut ohne Operation behandelbar sind. Das hat die American Society of Colposcopy and Cervical Pathology (ASCCP) dazu veranlasst in ihren Leitlinien die Behandlungen, die ohne eine Operation auskommen und die chirurgischen Behandlungen als gleichwertig einzustufen.

Im Mittel vergehen 15 bis 20 Jahre bis sich aus einer CIN 3 ein Karzinom entwickelt. Der Altersgipfel des Zervixkarzinoms liegt um das 50. Lebensjahr. Aus diesem Grund kann man sagen, dass Zervixkarzinome vor dem 25. Lebensjahr so gut wie fast nie beobachtet werden und daher in dieser Altersgruppe eine operative Behandlung besonders kritisch zu sehen ist. Im Gegenzug ist bei Frauen um das 50. Lebensjahr, bei der Behandlung von CIN 2/3 besondere Vorsicht geboten um ein frühes Karzinom nicht zu übersehen. Im Zweifelfall ist in dieser Altersgruppe der Operation der Vorrang zu geben.

https://journals.lww.com/jlgtd/Fulltext/2020/04000/2019_ASCCP_Risk_Based_Management_Consensus.3.aspx

"Lasst uns über HPV reden!"

Podcast der FH Salzburg

„Frei von Krebsvorstufen ohnen Konisation – neue Behandlungswege“

https://open.spotify.com/episode/4RI3JfQHL1UErq9jUOAhSO

Schälkur mit Trichloressigsäure

Trichloressigsäure (TCE) ist eine sehr potente Säure und kann in verschiedenen Konzentrationen verwendet werden. Wenn man TCE auf Körperoberflächen aufträgt, dann gehen die oberflächlichen Zellen zugrunde und Schälen sich ab. Diese Schälkuren werden in der Medizin aber auch Kosmetik seit langem angewendet. TCE liegt in verschiedenen Konzentrationen von 30-iger bis 90-iger Lösung vor. In der Kosmetik werden TCE Schälkuren zum Entfernen von Hornhaut („Peeling“) verwendet. In der Medizin stellen TCE-Schälkuren bei einigen Diagnosen eine Behandlungsmöglichkeit dar. TCE-Schälkuren stellen eine gute Möglichkeit der Behandlung von genitalen Feigwarzen in der Schwangerschaft dar, da TCE für Embryos nicht toxisch ist. Weiters können damit frühe Plattenepithelkarzinome und Basalzellkarzinome der Haut behandelt werden. TCE-Schälkuren stellen mittlerweile eine der Standardtherapien für Dysplasien (Vorkrebserkrankungen) des Analkanals (AIN) dar.

Aufgrund der exzellenten Behandlungsergebnissen der analen Krebsvorstufen mit TCE 85% mit einer Erfolgsrate von ca. 70%, habe ich begonnen diese Therapie in meiner Ordination zur Behandlung von CIN 1-3 anzubieten. In einer retrospektiven Analyse an 240 Patientinnen konnten wir 2016 zeigen, dass nach einmaliger Anwendung von TCE kam bei 82% der Frauen einem völligen Verschwinden der CIN zu beobachten war. Weiterführende Analysen zeigten schließlich, dass für den Fall, dass die CIN nach der ersten Behandlung noch nicht weg war, eine zweite Behandlung der Erfolg auf ca. 92% verbessert. Diese Ergebnisse waren so überzeugend, dass ich die Behandlung mit TCE 85% routinemäßig in meiner Ordination anbiete.

In meiner Ordination habe ich bereits über 1000 Frauen mit Dysplasien des Gebärmutterhalses unterschiedlichen Schweregrades (CIN 1 bis 3) behandelt. Die Behandlung ist im Allgemeinen sehr gut verträglich und findet in Lokalanästhesie statt. Beobachtet werden ein Brennen oder Krämpfe. Patientinnen nach der Behandlung geben den wahrgenommenen Schmerz auf der 10-teiligen visuellen Analogskala (VAS) zu beurteilen. Das Schmerzausmaß der Behandlung im Schnitt mit ca. 2,5 an. Sehr selten wird ein vorübergehender Blutdruckabfall (Kreislaufschwäche) beobachtet.

Zeitungsbericht: https://www.derstandard.at/story/2000033872030/auf-gebaermutterhalstrichloressigsaeure-als-therapie-fuer-krebsvorstufe

Studie: https://journals.lww.com/greenjournal/Fulltext/2016/02000/Short_Term_Efficacy_of_Trichloroacetic_Acid_in_the.25.aspx

Die Behandlung mit dem Immunmodulator

In meiner Praxis werde ich seit vielen Jahren immer wieder von Frauen konsultiert, die aufgrund ihrer HPV-Infektion schon einen sehr langen Leidensweg hinter sich haben. Während der Großteil aller Patientinnen nach einer Therapie einer Vorkrebserkrankung des Genitaltraktes auch die HPV-Infektion überwindet, bleibt bei einem Teil der Patientinnen die HPV-Infektion bestehen. Dadurch entwickeln sich dann häufig Rezidive, nicht selten gleichzeitig an den unterschiedlichsten Stellen, wie der Scheide, des Scheideneinganges, des Gebärmutterhalses und des Analkanals. Diese sogenannten „HPV-Opfer“ haben zum Teil schon viele Operationen im Genitalbereich mit einer beträchtlichen Verstümmelung hinter sich.

Im Jahr 2008 habe ich für diese sehr belasteten Patientinnen begonnen, ein Behandlungskonzept zu entwickeln, das es erlaubt, den Immunmodulator mit der Summenformel C14H16N4 in der Scheide auf sichere und nebenwirkungsarme Weise anzuwenden. Der Immunmodulator wurde zuvor im Einsatz gegen Vorkrebserkrankungen (Dysplasien) des Analkanals (AIN) und des Scheideneingangs (VIN) erprobt. Ich habe mittlerweile viele Patientinnen auf diese Weise behandelt und der Behandlungserfolg ist vielversprechend.

Exzellente Wirksamkeit

Im Anschluss an diese ersten Erfolge behandelte ich auch Patientinnen mit weniger schwerwiegenden Problemen, wie zum Beispiel Frauen, bei denen nach einer Therapie der CIN der HPV noch immer nachweisbar war. Nach einer erfolgreichen Behandlung der CIN, egal mit welcher Methode (LLETZ, TCE, Laser, Kälte etc.), ist in über 90% der Patientinnen auch der HPV erfolgreich behandelt und nicht mehr nachweisbar. Wenn der HPV nach einer Therapie der CIN noch immer nachweisbar ist, dann besteht ein erhöhtes Risiko für ein Rezidiv der CIN. In solchen Fällen kann eine 8-wöchige Therapie (2xwöchentlich) mit dem Immunmodulator in vielen Fällen den HPV erfolgreich behandeln.

Um diese Ergebnisse aus meiner Ordination wissenschaftlich abzusichern, begann ich 2009 gemeinsam mit meinen Mitarbeitern der klinischen Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der Medizinischen Universität Wien (MUW) eine wissenschaftliche Studie. Patientinnen mit CIN 2 und CIN 3 wurden mit einer lokalen Anwendung des Immunmodulators behandelt, mit dem Ziel einen chirurgischen Eingriff zu verhindern. Nach 16-wöchiger Behandlung verbesserte sich bei 75% der Patientinnen der Befund derartig, dass auf einen chirurgischen Eingriff verzichtet werden konnte. Bei 46% kam es zu einer Komplettheilung und bei zusätzlichen ca. 30% verbesserte sich der Befund auf eine CIN 1. Durch die Therapie konnte das Immunsystem der Patientinnen so verbessert werden, dass die HPV-Infektion überwunden werden konnte und der Virus nicht mehr nachweisbar war.

Die Ergebnisse sind in dem US-Amerikanischen Topjournal “Obstetrics and Gynaecology” publiziert und vom weltweit anerkannten Forscher William C. Dodson, MD kommentiert und herausgehoben worden. Die Publikation selbst finden Sie hier (Paper, PDF).